Der Ruf der Pferde
Vertrauen beginnt dort, wo Kontrolle endet.
Eine Reise, die nicht immer leicht ist, in einer Welt wo Kontollierbarkeit das höchste Gut ist.
Wenn wir Kontrolle loslassen, geben wir etwas in uns Raum, dass von anbeginn der Zeit für uns bestimmt war. Etwas das wild, frei und unbändig ist. Wie ein Pferd.
Vertrauen & Hingabe sind leider nichts, was sich einfach so einstellt. Aber sie machen das Leben so viel lebendiger. Und Lebendigkeit entspricht einer ganz besonderen Form von Gesundheit. Jener Gesundheit, die uns tief von innen heraus erfüllt. An der nichts rütteln kann, weil sie in jedem kleinsten Quantuum des Körper verankert ist.
Und wenn du das wieder erleben möchtest, zusammen mit deinem Pferd, dann geht die Reise zurück zu dir selbst. Und dort eröffnet sich ein Kosmos, in dem dein Pferd dich begleitet, und du dein Pferd. In der inneren Welt liegen Sphären, die uns zutiefste Lebendigkeit erfahren lassen. Doch diese können wir nicht erfahren, wenn wir die Welt nur im außen erfahren, außerhalb von uns Selbst.
Pferde tragen diese Urweisheit in sich, dies unbändige Kraft, diese Freiheit. Und ihre Botschaft ist, den Weg zurück zu gehen, zurück zu uns Selbst. Zurück zu unseren Wurzeln. Zu unserer Kraft als Menschheit und als einzelner Mensch.
Die Reise wird nicht leicht sein, denn die Welt, in der du dich bisher bewegt hast, wir mit aller Kraft an allen Ecken und Enden an dir zehren. Sie wird dir einreden, du seist nicht gut genug. Du wärst nicht bereit. Dir würde etwas fehlen. Du musst kontrollieren.
Doch auf dem Weg in die Tiefe, auf dem Weg zu dir Selbst, gibt es keine Kontrolle. Alles was es gibt, bist du – pur und roh. Ungeschönt, mit alles Facetten. So wild und frei, wie du nur sein kannst. Und die Pferde an deiner Seite, begleiten dich mit dem Klang ihrer Hufe und dem Wispern des Windes in ihrer Mähne. Sie schenken dir einen Teil ihrer Stärke, einen Teil ihrer Kraft, einen Teil ihrer Verbundenheit, damit du lernen kannst bei dir zu bleiben. Damit du spüren kannst wer du wirklich bist. Damit du Schicht für Schicht von dem ablegen kannst, was dir nicht entspricht. Damit du dein volles Potenzial entdeckst, wurzeln schlägst und dich voll entfaltest – unbändig, wild und frei. Denn im größten Chaos, in der wildesten Freiheit, in der buntesten Vielfalt steckt die tiefgründigste Lebendigkeit.
Und ich möchte dich ganz ehrlich fragen, fühlst du dich gesund oder fühlst du dich lebendig?
Fühlst du dich frei oder fühlst du dich Selbst?
Fühlst du dein Wirken oder kannst du den Strom der durch dich fließt schon nicht mehr halten.
Und ja, ich hab Angst davor. Angst davor teif lebendig zu sein, würdig zu sein, mein volles Potenzial einfach durch mich fließen zu lassen. Weil ich aus einer Welt der Kontrolle komme. Wo ein solches Bild nur Chaos und Zerstörung bringen würde. Weil alles, was nicht der Ordnung entspricht, alles was aus der Reihe tanzt, eine Bedrohung dieser Ordnung und damit die Zerstörung des Systems zur folge hätte. Eines Systems, dass angeblich das Leben erhält. Nun ja, vielleicht kann man das auch so sagen, denn einfach nur das Leben zu erhalten ist noch lange nicht das, was Lebendigkeit verkörpert.
Und so folgen wir trist den Systemen, weil wir komplett das Vertrauen in uns Selbst verloren haben, ja sogar das Vertrauen in das Leben selbst. Und die Pferde, sie spüren das Leid, dass wir uns selbst damit zufügen. Sie spüren es auch dann, wenn wir es selbst nicht wahrnhemen, weil wir taub für unseren Schmerz geworden sind. Taub dafür, wie wir uns wirklich fühlen. Doch die Pferde sehen es, sie spüren uns in der Tiefe. Das heißt sie sehen all unser Potenzial und wie viele Schichten sich darüber gelegt haben und nun einen scheinbar unzerstörbaren Panzer bilden. Die das Menschsein kontrollieren wollen. Und ich frage mich, wissen wir überhaupt noch was das ist, ein Mensch zu sein. Oder sind wir schon so taub und stumm geworden, so gelähmt das wir diese Lebendigkeit nicht mehr fühlen können? Ich spüre sie, tief in mir drin, stark, frei und unbändig. Und ich bin es selbst, die diese Schichten hält, die die Ketten hält, die sich kontrolliert, damit ich ja nicht zu viel Lebendigkeit fühlen muss. Denn was würde von mir bleiben? Von dem Menschen, als den ich mich kenne – Staub und Asche… – Nichts…
Aber dafür, dafür würde ich mir endlich selbst begegnen, dafür würde ich dem Leben endlich begegnen und spüren dürfen, wie Lebendigkeit durch meine Adern fließt, wie sie vibriert in jeder Zelle meines Körpers. Dafür würde es sich lohnen nichts zu sein, weil es gleichzeitig bedeutet alles zu sein.
Und leise ruft mein Herz mich dort hin. Die Hufe der Pferde tragen mich dort hin. Doch ich hab Angst und bleibe stehen, traue mich nicht weiter zu gehen. Weil das ist wild und frei und nicht kontrollierbar. Eine Welt der Zerstörung… – oder eine Welt voll unendlicher Schöpfung!
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