Eine kleine Erinnerung an die Menschengemeinschaft

– Eine kleine Geschichte, die daran erinnern soll, wie groß die Rolle anderer Menschen für den einzelnen Menschen ist. –

Weißt du, dass du eigentlich ständig von einer riesigen Menschengemeinschaft umgeben bist? Dass du eigentlich nie alleine bist?

Ich wusste es bis vor kurzem auch nicht. Doch nun erkenne ich, dass ich nur so leben kann, wie ich lebe, weil es andere Menschen gibt. Weil es eine Menschengemeinschaft um mich herum gibt, die dafür sorgt, dass all das möglich ist.
Auch wenn ich sie nicht direkt vor mir sehe, kann ich sie um mich herum spüren. Selbst all jene Menschen, die schon längst nicht mehr unter uns weilen. Und diese Verbindung, die hier entsteht oder wohl eher erinnert wird, die beginnt bei einem Selbst. Sich zu erinnern, dass es diese Bande gibt. Und dass ein jeder Mensch Teil daran hat, wie das Leben heute auf dem Planeten Erde aussieht. Es beginnt bei mir, wenn ich mir dessen bewusst werde. Wenn ich erkenne, dass wir eigentlich eine Gemeinschaft sind. Wenn ich erkenne, dass dieses unsichtbare Band die ganze Zeit da war. Das Band von Zugehörigkeit und Verbindung. Das Band der Gemeinschaft, in dem jeder etwas gibt und jeder etwas bekommt, dadurch, dass jeder Mensch ist. Und dadurch, dass andere Menschen sind, kann ich überhaupt Menschsein erfahren.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass wir uns nur als Mensch durch andere Menschen erfahren? Wie dankbar dürften wir uns eigentlich sein, dafür, dass wir uns Selbst durch einander erfahren können? Ja, es gibt Erfahrungen, die man vielleicht lieber nicht gemacht hätte, aber es gibt mindestens genau so viele Erfahrungen, die man gerne gemacht hat und immer wieder gerne machen möchte. Und abgesehen davon, gibt es mittlerweile so viele Dinge in der Welt, die von Menschen erschaffen wurden und für die es Generationen an Menschen gebraucht hat, damit sie sich entwickeln können, dass ein jeder damit in Berührung kommt.

Fangen wir doch mal an, uns zu erinnern:

Die Kleidung, die du trägst. Irgendwann einmal hat ein Mensch herausgefunden, dass Kleidung Vorteile bietet, wie Wärme und Schutz. Und dazu muss er herausgefunden haben, dass man z.B. Tierfelle so haltbar und geschmeidig halten kann, dass sie getragen werden können. Sicher haben auch dazu mehrere Menschen beigetragen, denn gejagt musste schließlich auch werden. Und um jagen zu können haben viele, viele Menschen entsprechende Werkzeuge erfunden und gebaut. Wieder zurück zur Kleidung, denn irgendwann fand auch irgendwer heraus, dass man Pflanzenfasern dafür verwenden kann, wie man sie spinnen kann und wie man die Fäden zusammenbringen kann, damit daraus ein flächiger Stoff wird. Alles irgendwann vor vielen tausend Jahren.

Wie viele Menschen daran wohl beteiligt waren, das erste Kleidungsstück herzustellen? Also von der Idee bis zu etwas, dass man tatsächlich tragen konnte und das einen bestimmten Zweck erfüllte. Und noch viele, viele tausend andere Menschen waren daran beteiligt, dass Kleidung wurde, was sie jetzt ist. Es wurden mehr Pflanzenfasern entdeck, wie man sie färben konnte, wie man Kleidung nähen konnte mit welchen Schnittmustern, unterschiedliche Qualitäten für unterschiedliche Zwecke und irgendwann erfand jemand den Kunststoff, viele weitere Abwandlungen davon und jetzt gibt es auch Kleidung, die gar nicht mehr aus Naturmaterialien ist, sondern eben aus Kunstsoff. Wenn ich das so bedenke, sind es unendlich viele Menschen, die dazu beigetragen haben, dass es Kleidung überhaupt gibt.

Und wenn ich jetzt daran denke, wie viele Menschen wohl daran beteiligt sind, dass ich die Kleidung, die ich heute trage auch tragen kann, dann wird diese Menschengemeinschaft noch größer. Jemand hat die Baumwollplantagen angelegt, es gibt Menschen, die sie pflegen und beernten, Menschen, die die Baumwolle verarbeiten, Menschen, die daraus einen Faden spinnen und wieder Menschen, die ihn weben. Obwohl das heute wahrscheinlich eine Maschine tut. Da gab es Menschen, die solche Maschinen entworfen haben, die, die sie gebaut haben, die, die die Rohstoffe dafür aus der Erde holten und die, die dafür sorgten, dass man diese Rohstoffe verarbeiten konnte. Menschen, die sich mit Materialien auskannten und Menschen, die dann überhaupt die Idee hatten und die Kreativität, sich auszudenken, wie eine Maschine mit mechanischen Mechanismen wohl funktionieren könnte, damit am Ende das gewünschte Ergebnis herauskommt. Und in diesen Maschinen hängen auch Jahrhunderte von Entwicklung drin. Bis irgendwann irgendwer die Elektrizität entdeckte und wiederum eine ganze Gemeinschaft von vielen unterschiedlichen Menschen dafür sorget, dass Elektrizität verwendbar wird und sie mittlerweile in jedem Haus verlegt ist.

Und jetzt konnte es auch immer größere Maschinen geben, die für das Weben von Stoffen und deren Verarbeitung genutzt werden sollen. Kommt dann nun der fertige Stoff heraus, näht ihn irgendjemand zu einem Kleidungsstück zusammen. Und auch die Geschichte der Schnittmuster und der Nähkunst hat viele abertausende Menschen in sich, die dazu beigetragen haben, dass ich jetzt hier mit diesem einen Kleidungsstück sitzen kann.

Und damit es auch bei mir ankommt gibt es noch die Menschen, die sich darum kümmern, dass die fertigen Kleidungsstücke von A nach B kommen, wozu wiederum ein Auto, Flugzeug oder LKW genutzt wird. Und auch die Herstellung dieser Maschinen hat ihre Geschichte. Da könnte man wieder beim Urschleim anfangen, z.B. bei der Erfindung des Rades… Nun ja, jedenfalls transportieren Menschen Dinge von A nach B und wieder andere kümmern sich um die Organisation dieses Transportes. Die nächsten kümmern sich um den Verkauf. Vor dem Internet noch auf Märken und in Geschäften.

Ach ja, die Erfindung des Geldes, das waren ja auch Menschen… Und überhaupt das ganze System der Marktwirtschaft und der Wirtschaft an sich… Oh wenn ich die alle aufzählen will, werde ich nicht fertig. Nun ja, als das Internet dann da war, gabs einen Haufen Leute, die Software entwickelten, damit so ein Onlineshop auch funktionieren kann, einen weitern Haufen Leute, die Fotos machen (hier auch wieder Menschen, die Fotografie überhaupt möglich machten), Menschen, die so einen Onlineshop gestalten und wieder andere, die darauf aufmerksam machen, dass es so etwas überhaupt gibt – also diejenigen, die Werbung machen. Und dann gibst da noch mich, die dann so ein Kleidungsstück kauft und dafür sorgt, dass die anderen auch weiterhin Arbeit haben, weil ihr Produkt bei den Menschen ankommt.

So und wie viele Menschen sind jetzt gleich noch daran beteiligt gewesen, dass ich dieses Kleidungsstück tragen kann? Ich glaube ich kann sie nicht zählen… Und sie alle sitzen eigentlich hier mit mir auf diesem Stuhl, wo ich gerade das Kleidungsstück trage, meinen Pullover zum Beispiel. Ach und nicht zu vergessen, die Entwicklung der Sprache, damit ich den Pullover überhaupt bezeichnen kann und auch sonst generell die gesamte Kommunikation der Menschen, die zusammen an der Erstellung dieses Kleidungsstücks beteiligt waren und man sich auch verständigen konnte.

Ja und so ist es mit fast allem, was um uns herum ist. In allem steckt eine große Menschengemeinschaft, die, ob es jedem Einzelnen bewusst war oder nicht, gemeinsam geschaffen und gewirkt hat. Mit der klar wird, dass das Netzwerk der Verbindungen viel, viel größer ist, als nur die Menschen, die man selbst tatsächlich kennt. Und, dass sie über die Zeit hinausreichen, bis zurück zum ersten Menschen. Denn ohne den, wäre man auch nicht da… Und wahrscheinlich wäre man auch nicht da, wenn es nicht einen zweiten Menschen vom anderen Geschlecht gegeben hätte…

Wenn man sich einmal bewusst macht, wie viele Menschen eigentlich an dem beteiligt waren, wie wir jetzt leben und mit was wir leben, dann ist das wohl die Gesamtheit aller Menschen, die existieren und die jemals existiert haben. Eine Menschengemeinschaft, die, ganz egal, ob jeder Einzelne das bewusst tat oder nicht, für das Wohl und das Überleben aller anderen gesorgt hat. Nun gut in manchen Fällen ist zu bezweifeln, ob es wirklich zum Wohle aller war oder ist. Aber wir sind immer noch hier.

Der Komfort, den ich mir leisten kann, den kann ich nur haben, weil andere Menschen daran beteiligt waren. Und vielleicht sollten wir alle tagtäglich mehr Dankbarkeit dafür empfinden, für alle anderen Menschen, für unsere Menschengemeinschaft auf der Erde, dass wir durch andere so leben können, wie wir es tun. Und auch, wenn man alleine ist, sind doch so, so viele Menschen bei einem, einfach nur, weil man Kleidung trägt und etwas zum Essen hat. Die ganze Zeit ist das Wirken und Schaffen dieser Menschengemeinschaft bei einem, sie alle sind da. So viele Hände und kreative Köpfe, die geschaffen haben, was jetzt um mich und um jeden von uns ist.

Kannst du jedem einzelnen Danken? Kannst du der Gemeinschaft danken? Und kannst du dich daran erinnern, dass du nur bist, weil andere Menschen sind?

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2 Responses

  1. Es braucht nicht nur viele fleißige und kreative Menschen, sondern natürlich auch kräftige Tiere, gesunde Pflanzen, nahrhafte Böden, sauberes Wasser, frische Luft, wärmende Sonne… Usw. Damit wir Essen und Sachen haben… Das world wide web des Lebens.. Schöne Gedanken zum Tag der Artenvielfalt!

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